Energetische Sanierung ist unwirtschaftlich?
Nein!
Kurz vor Ostern hat ein Artikel von „Die Welt“ mit dem Titel „Die große Lüge von der Wärmedämmung“ für einige Aufregung gesorgt. Der Artikel bezieht sich auf eine von der KfW beauftragte Prognos Studie. Die Studie beschäftigt sich mit der „Ermittlung der Wachstumswirkungen der KfW-Programme zum Energieeffizienten Bauen und Sanieren“. Sie hat vor allem die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen von energieeffizienten Sanierungen zum Thema.
Bei genauer Analyse der von „Die Welt“ zitierten Studien ergibt sich ein komplett anderes Bild als die veröffentlichten Artikel gezeichnet haben.
Die von „Die Welt“ zitierten Zahlen wollen belegen, dass den 838 Mrd. Euro Sanierungskosten nur 372 Mrd. Euro Energiekosteneinsparungen gegenüberstehen und die Sanierung somit unwirtschaftlich ist. Diese Zahlen sind aus einer zusammenfassenden Tabelle (Szenario 2) aus der Einleitung der Studie herausgenommen, die eine Aufstellung der gesamten Ausgaben und Einnahmen beinhaltet die mit Sanierungsaktivitäten einhergehen.
Die Studie stellt mit dieser Tabelle (Szenario 2) dar, dass den 838 Mrd. Euro Investitionen - von denen 66 Mrd. durch Fördermittel getragen werden - die restlichen Posten als Einnahmen für die gesamte Volkswirtschaft gegenüberstehen. So kommt die Studie zu dem Schluss, dass den 838 Mrd. Euro Ausgaben, Einnahmen von 954 Mrd. Euro gegenüberstehen und somit ein gesamtwirtschaftlicher Gewinn von 116 Mrd. Euro zu verzeichnen ist. Hierbei sind die Einsparungen durch die CO2 –Reduktion noch nicht eingerechnet.
Die Fragestellung, die mit der Tabelle beantwortet wird ist, ob die über Fördermittel vergebenen Ausgaben durch die Einnahmen wieder eingespielt werden. Eine Aussage über die Wirtschaftlichkeit von energetischen Sanierungen für den Hausbesitzer wird hiermit nicht getroffen.
Doch auch über diese Wirtschaftlichkeit finden sich Angaben. Die Prognos Studie bezieht sich bezüglich dieser Frage auf eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena-Sanierungsstudie - Teil 2: „Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierung in selbstgenutzten Wohngebäuden.“ Begleitforschung zum dena-Projekt „Niedrigenergiehaus im Bestand“. Deutsche Energieagentur, Berlin 2011).
Diese Studie beschreibt die von Prognos übernommenen Angaben zur Wirtschaftlichkeit für den Hausbesitzer. Zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit von energetischen Maßnahmen ist die Aufteilung der Kosten in drei Kategorien von Bedeutung:
- Wohnwertverbessernde Maßnahmen: Kosten, die den Wohnwert einer Immobilie verbessern, fallen zum Beispiel für eine Badsanierung, den Bau eines Fahrradkellers oder die Gestaltung von Außenanlagen an.
- Instandsetzungskosten: In der Regel wird mit der energieeffizienten Sanierung das Gebäude auch instand gehalten. Instandhaltungskosten sind Kosten zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des funktionsfähigen Zustands des Gebäudes. Dazu zählen zum Beispiel eine Putzerneuerung, die bei schadhaftem Putz erforderlich wird, oder auch die Erneuerung eines alten Heizkessels bei Ausfall des Brenners.
- Energieeffizienzbedingte Mehrkosten: Die energieeffizienzbedingten Mehrkosten sind die Kosten, die gegenüber einer ohnehin anstehenden Instandsetzungsmaßnahme anfallen. Ist beispielsweise der Putz erneuerungsbedürftig und wird mit der Fassadensanierung eine Dämmung aufgebracht, so zählen die Kosten für die Dämmschicht, inklusive aller Nebenkosten wie Fensterbankerweiterung, evtl. Verlängerung Dachauskragung, etc. zu den energieeffizienzbedingten Mehrkosten.
Für die Kosten für wohnwertverbessernde Maßnahmen sowie Instandsetzungskosten ist eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sehr schwierig, da es viele subjektive Kriterien gibt, die neben der Wirtschaftlichkeit von großer Wichtigkeit sind:
- Komforterhöhungen (z. B. angenehmeres Raumklima, bequemere Bedienung)
- Wertsteigerungen (z. B. Erhalt und Konservierung von Bausubstanz, künstlerische Gestaltung).
- Soziale Auswirkungen (z. B. Verbesserung des Wohnumfelds, Schaffung von Vorbildern, die zur Nachahmung anregen).
Diese Kriterien lassen sich nur sehr schwer quantifizieren und sorgen somit dafür, dass man den Investitionen für die Sanierung schlecht eindeutige Einnahmen gegenüberstellen kann, die für die Berechnung jedoch notwendig wären.
Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit der energieeffizienzsteigernden Maßnahmen verhält sich das anders. Hier kann den Ausgaben direkt die damit verbundenen Energieeinsparungen gegenübergestellt werden. Wichtig hierbei ist, dass von den Gesamtkosten (Vollkosten) der Sanierung die Kosten abgezogen werden, die für Wohnwertverbessernde Maßnahmen sowie Instandsetzungen aufgewendet werden. Übrig bleiben die energieeffizienzbedingten Mehrkosten. Die Frage lautet also: Wenn ich mich subjektiv für eine Sanierung meines Gebäudes zur Komforterhöhung und Wertsteigerung entscheide, rechnet sich dann eine gleichzeitige energieeffiziente Ausgestaltung der Sanierung?
Die Antwort auf diese Frage gestaltet sich sowohl in der Prognos-, als auch in der dena-Studie gleich:
Ja, es rechnet sich. Wenn eine Laufzeit von 25 Jahren angenommen wird, rechnet sich sowohl die einfachste Variante, die Einhaltung der EnEV-Vorgaben, als auch die Effizienzhausstandards 100 und 75 bereits ohne die zu erwartende Energiepreissteigerung. Nur beim Effizienzhaus 55 ist die Annahme einer Energiepreissteigerung von 2% zu treffen um ein wirtschaftliches Plus zu erreichen (im Mittel sind die Energiepreise im Zeitraum 2002 bis 2010 um 6,5%/a gestiegen). Errechnen lässt sich das mit einem sogenannten Break-Even. Der Break-Even-Betrag ist der Betrag, der durch Energieeinsparung eingenommen werden muss um die Kosten für die Sanierung gerade zu decken.
Für die einfachste Sanierungsvariante, die Einhaltung der EnEV, beträgt dieser Break-Even-Betrag 0,58€/(m² und Monat). Die tatsächlichen Einsparungen betragen jedoch 0,82€/(m² und Monat) ohne Energiepreissteigerung und sogar 1,02€/(m² und Monat) bei einer Steigerung von 2 Prozent/a.
Für das Effizienzhaus 55 beträgt der Break-Even 1,27€/m² und Monat. Bei einer Energiepreissteigerung von 2 Prozent/a beläuft sich die Energiekostenersparnis auf 1,33€/m² und Monat. (Quelle: dena-Sanierungsstudie. Teil 2: Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierung in selbstgenutzten Wohngebäuden.)
Bei genauer Analyse der von „Die Welt“ zitierten Studien ergeben sich deutlich andere Aussagen als die veröffentlichten Artikel getroffen haben. Auch die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) kritisiert die fehlerhafte Interpretation der Studienergebnisse durch den Autor des Welt-Artikels sowie die unkritische Übernahme durch eine Vielzahl von Medien.
Kurz vor Ostern hat ein Artikel von „Die Welt“ mit dem Titel „Die große Lüge von der Wärmedämmung“ für einige Aufregung gesorgt. Der Artikel bezieht sich auf eine von der KfW beauftragte Prognos Studie. Die Studie beschäftigt sich mit der „Ermittlung der Wachstumswirkungen der KfW-Programme zum Energieeffizienten Bauen und Sanieren“. Sie hat vor allem die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen von energieeffizienten Sanierungen zum Thema.
Bei genauer Analyse der von „Die Welt“ zitierten Studien ergibt sich ein komplett anderes Bild als die veröffentlichten Artikel gezeichnet haben.
Die von „Die Welt“ zitierten Zahlen wollen belegen, dass den 838 Mrd. Euro Sanierungskosten nur 372 Mrd. Euro Energiekosteneinsparungen gegenüberstehen und die Sanierung somit unwirtschaftlich ist. Diese Zahlen sind aus einer zusammenfassenden Tabelle (Szenario 2) aus der Einleitung der Studie herausgenommen, die eine Aufstellung der gesamten Ausgaben und Einnahmen beinhaltet die mit Sanierungsaktivitäten einhergehen.
Die Studie stellt mit dieser Tabelle (Szenario 2) dar, dass den 838 Mrd. Euro Investitionen - von denen 66 Mrd. durch Fördermittel getragen werden - die restlichen Posten als Einnahmen für die gesamte Volkswirtschaft gegenüberstehen. So kommt die Studie zu dem Schluss, dass den 838 Mrd. Euro Ausgaben, Einnahmen von 954 Mrd. Euro gegenüberstehen und somit ein gesamtwirtschaftlicher Gewinn von 116 Mrd. Euro zu verzeichnen ist. Hierbei sind die Einsparungen durch die CO2 –Reduktion noch nicht eingerechnet.
Die Fragestellung, die mit der Tabelle beantwortet wird ist, ob die über Fördermittel vergebenen Ausgaben durch die Einnahmen wieder eingespielt werden. Eine Aussage über die Wirtschaftlichkeit von energetischen Sanierungen für den Hausbesitzer wird hiermit nicht getroffen.
Doch auch über diese Wirtschaftlichkeit finden sich Angaben. Die Prognos Studie bezieht sich bezüglich dieser Frage auf eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena-Sanierungsstudie - Teil 2: „Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierung in selbstgenutzten Wohngebäuden.“ Begleitforschung zum dena-Projekt „Niedrigenergiehaus im Bestand“. Deutsche Energieagentur, Berlin 2011).
Diese Studie beschreibt die von Prognos übernommenen Angaben zur Wirtschaftlichkeit für den Hausbesitzer. Zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit von energetischen Maßnahmen ist die Aufteilung der Kosten in drei Kategorien von Bedeutung:
- Wohnwertverbessernde Maßnahmen: Kosten, die den Wohnwert einer Immobilie verbessern, fallen zum Beispiel für eine Badsanierung, den Bau eines Fahrradkellers oder die Gestaltung von Außenanlagen an.
- Instandsetzungskosten: In der Regel wird mit der energieeffizienten Sanierung das Gebäude auch instand gehalten. Instandhaltungskosten sind Kosten zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des funktionsfähigen Zustands des Gebäudes. Dazu zählen zum Beispiel eine Putzerneuerung, die bei schadhaftem Putz erforderlich wird, oder auch die Erneuerung eines alten Heizkessels bei Ausfall des Brenners.
- Energieeffizienzbedingte Mehrkosten: Die energieeffizienzbedingten Mehrkosten sind die Kosten, die gegenüber einer ohnehin anstehenden Instandsetzungsmaßnahme anfallen. Ist beispielsweise der Putz erneuerungsbedürftig und wird mit der Fassadensanierung eine Dämmung aufgebracht, so zählen die Kosten für die Dämmschicht, inklusive aller Nebenkosten wie Fensterbankerweiterung, evtl. Verlängerung Dachauskragung, etc. zu den energieeffizienzbedingten Mehrkosten.
Für die Kosten für wohnwertverbessernde Maßnahmen sowie Instandsetzungskosten ist eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sehr schwierig, da es viele subjektive Kriterien gibt, die neben der Wirtschaftlichkeit von großer Wichtigkeit sind:
- Komforterhöhungen (z. B. angenehmeres Raumklima, bequemere Bedienung)
- Wertsteigerungen (z. B. Erhalt und Konservierung von Bausubstanz, künstlerische Gestaltung).
- Soziale Auswirkungen (z. B. Verbesserung des Wohnumfelds, Schaffung von Vorbildern, die zur Nachahmung anregen).
Diese Kriterien lassen sich nur sehr schwer quantifizieren und sorgen somit dafür, dass man den Investitionen für die Sanierung schlecht eindeutige Einnahmen gegenüberstellen kann, die für die Berechnung jedoch notwendig wären.
Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit der energieeffizienzsteigernden Maßnahmen verhält sich das anders. Hier kann den Ausgaben direkt die damit verbundenen Energieeinsparungen gegenübergestellt werden. Wichtig hierbei ist, dass von den Gesamtkosten (Vollkosten) der Sanierung die Kosten abgezogen werden, die für Wohnwertverbessernde Maßnahmen sowie Instandsetzungen aufgewendet werden. Übrig bleiben die energieeffizienzbedingten Mehrkosten. Die Frage lautet also: Wenn ich mich subjektiv für eine Sanierung meines Gebäudes zur Komforterhöhung und Wertsteigerung entscheide, rechnet sich dann eine gleichzeitige energieeffiziente Ausgestaltung der Sanierung?
Die Antwort auf diese Frage gestaltet sich sowohl in der Prognos-, als auch in der dena-Studie gleich:
Ja, es rechnet sich. Wenn eine Laufzeit von 25 Jahren angenommen wird, rechnet sich sowohl die einfachste Variante, die Einhaltung der EnEV-Vorgaben, als auch die Effizienzhausstandards 100 und 75 bereits ohne die zu erwartende Energiepreissteigerung. Nur beim Effizienzhaus 55 ist die Annahme einer Energiepreissteigerung von 2% zu treffen um ein wirtschaftliches Plus zu erreichen (im Mittel sind die Energiepreise im Zeitraum 2002 bis 2010 um 6,5%/a gestiegen). Errechnen lässt sich das mit einem sogenannten Break-Even. Der Break-Even-Betrag ist der Betrag, der durch Energieeinsparung eingenommen werden muss um die Kosten für die Sanierung gerade zu decken.
Für die einfachste Sanierungsvariante, die Einhaltung der EnEV, beträgt dieser Break-Even-Betrag 0,58€/(m² und Monat). Die tatsächlichen Einsparungen betragen jedoch 0,82€/(m² und Monat) ohne Energiepreissteigerung und sogar 1,02€/(m² und Monat) bei einer Steigerung von 2 Prozent/a.
Für das Effizienzhaus 55 beträgt der Break-Even 1,27€/m² und Monat. Bei einer Energiepreissteigerung von 2 Prozent/a beläuft sich die Energiekostenersparnis auf 1,33€/m² und Monat. (Quelle: dena-Sanierungsstudie. Teil 2: Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierung in selbstgenutzten Wohngebäuden.)
Bei genauer Analyse der von „Die Welt“ zitierten Studien ergeben sich deutlich andere Aussagen als die veröffentlichten Artikel getroffen haben. Auch die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) kritisiert die fehlerhafte Interpretation der Studienergebnisse durch den Autor des Welt-Artikels sowie die unkritische Übernahme durch eine Vielzahl von Medien.